Immer wieder gebe ich Workshops zum Thema Karriereplanung. Einer ist mir nachdrücklich im Gedächtnis geblieben. Vor Jahren befand ich mich mitten unter jungen Studierenden, die kurz vor ihrem Abschluss standen und von mir Tipps zum Berufseinstieg wünschten. Fast alle hatten bereits Vorstellungen über die ersten Schritte und baten, diese auf deren Durchführbarkeit zu prüfen. Eine nicht: Pia. Als sie an der Reihe war, sich vorzustellen und ihr Anliegen zu schildern, meinte sie resigniert: „Ich habe meine Masterarbeit in BWL beendet und gebe sie nächste Woche ab. Offen gestanden, habe ich keine Ahnung, was ich danach machen will.“
BWL geht immer
In Gedanken formte ich den platten Spruch „BWL ist universell“. Stattdessen fragte ich: „Was war damals der Grund, dass Du Dich für das Fach BWL entschieden hast?“ Mit versteinerter Miene sagte Pia: „Weil meine Mutter das so wollte. Mein Wunsch war es, Innenarchitektur zu studieren. Diese Wahl konnte sie nicht verstehen, schließlich gäbe es Innenarchitekten wie Sand am Meer. Sie bestimmte, dass ich BWL studiere. Da habe ich meinen Traum eben begraben.“
Aus der Traum? Impulse von außen
Zunächst herrschte völlige Stille. Mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mündern ließen die anderen Teilnehmenden das Gehörte erst einmal sacken. Bis es, wie auf Knopfdruck, gleichzeitig aus allen heraus brach:
„Arbeite als BWLerin für ein Architekturbüro!“, „Nimm Dir ein halbes Jahr Zeit und finde heraus, was alles möglich ist!“, „Wage einen Quereinstieg und mach Dich selbständig mit dem, was Du immer wolltest!“, „Ja genau, und für das notwendige Bautechnische machst Du eine Partnerschaft mit einer Person, die Innenarchitektur studiert hat!“
Es entstand eine große Ideensammlung. Wir verpackten sie zunächst und übergaben sie Pia, um uns dem eigentlichen Thema des Workshops zu widmen. Pia und ich trafen uns im Anschluss zu einem Einzelcoaching.
Eltern wollen das Beste für ihre Kinder
Das trifft auf die meisten zu. Tatsache ist, dass sich Zeiten ändern. Und zwar immer rasanter und schneller. Dass wir in dem Beruf in Rente gehen, mit dem wir ins Berufsleben einstiegen, war gang und gäbe, als unsere Eltern und Großeltern jung waren. Heute ist das eine Ausnahme.
Der heutige Berufsalltag definiert sich anders als vor zehn, zwanzig Jahren. Deshalb ist es ratsam, dass Eltern ihre Kinder auf jede erdenkliche Art unterstützen, DEN EIGENEN WEG ZU FINDEN und sie bei auftretenden Hürden ZU ERMUTIGEN statt mit veralteten Erfahrungen und Ansichten zu erdrücken.
Das Selbstbewusstsein beim Nachwuchs fördern und sie bestärken im Drang, für sich selbst einzustehen, alle Anstrengungen zu unternehmen, die eigenen Wünsche und Träume anzugehen und umzusetzen, DAS ist gelungene Hilfe! Mal abgesehen davon sorgt es für eine langlebige, glückliche Beziehung zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern.
Heute ist nichts mehr für Jahrzehnte sicher. Weder die Tatsache, dass sich Menschen nach einer gewissen Zeit in eine unliebsame Tätigkeit eingewöhnen. Ebenso wenig, dass ein abgeschlossenes Studium garantiert vor Arbeitslosigkeit schützt.
Wieso also nicht nach genau der Berufung streben, die glücklich macht?
Wer nur den Erwartungen anderer entspricht, landet bald in Unzufriedenheit, ist unglücklich und leistet maximal Mittelmaß.
Unterstützt Eure Kinder dabei, ihr Glück zu finden!
Eure Petra Carlile